FAQs
Inhalt
- Was ist „undokumentierte Arbeit“?
- Warum sprechen wir von „un(ter)dokumentierter Arbeit“?
- Warum arbeiten Menschen undokumentiert, also ohne Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere oder mit unzureichenden Arbeitspapieren?
- Haben undokumentiert Arbeitende überhaupt Rechte?
- Warum ist es wichtig, undokumentiert Arbeitende zu unterstützen?
Was ist „undokumentierte Arbeit“?
Migrations- und Beschäftigungsgesetze verwehren oder beschränken Migrant*innen den Zugang zum Arbeitsmarkt. Dadurch werden Menschen in informelle Sektoren gedrängt. Wir sprechen dabei von undokumentierter Arbeit. Undokumentiert kann vieles bedeuten: Kolleg*innen arbeiten undokumentiert, wenn sie über keine Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere verfügen. Auch Kolleg*innen, die sehr wohl Aufenthaltspapiere, jedoch keine entsprechenden Arbeitspapiere besitzen, müssen oft undokumentiert arbeiten, etwa Studierende aus Drittstaaten, Asylwerber*innen, EU-Bürger*innen ohne freien Zugang zum Arbeitsmarkt, oder wenn Arbeitgeber*nnen Arbeitsbewilligungen nicht beantragen.
Auch Arbeitnehmer*innen, die einen Aufenthaltsstatus und einen (beschränkten) Zugang zum Arbeitsmarkt haben, sehen sich unter Umständen dazu gezwungen (auch) undokumentiert zu arbeiten, z. B. Menschen mit Beschäftigungsbewilligung, Saisonarbeiter*innen, Pendler*innen, Grenzgänger*innen. Die häufigen Änderungen im Fremdenrecht konfrontieren Migrant*innen zusätzlich mit Unsicherheiten, die regulären Arbeitsverhältnissen im Weg stehen.
Zahlreiche Studien belegen typische Merkmale von undokumentierter Arbeit. Dazu zählen:
- extrem lange Arbeitszeiten (12 Stunden und länger bei 6 bis 7 Tage die Woche)
- Löhne weit unter dem kollektivvertraglichen Niveau (Stundenlöhne zwischen 1 Euro in Privathaushalten und 12 Euro im Baugewerbe)
- kaum den Schutzstandards entsprechende Arbeitsbedingungen (hohes Unfallrisiko, massive körperliche und psychische Belastungen)
- ein hohes Maß an unternehmerischer Willkür wie Lohnbetrug, Kündigung im Fall von Krankheit, Unfall oder Alter sowie sexuelle und körperliche Übergriffe
Warum sprechen wir von „un(ter)dokumentierter Arbeit“?
Der Begriff „un(ter)dokumentierte Arbeit“ hat sich mittlerweile in der Sozialforschung und auch in politischen Debatten durchgesetzt, weil er im Gegensatz zu „Schwarzarbeit“ oder „illegaler Arbeit“ neutraler ist. Gleichzeitig werden jene Migrations- und Arbeitsmarktgesetze ins Zentrum gerückt, die Arbeitnehmer*innen den legalen Zugang zum Arbeitsmarkt verwehren und sie dadurch in die informellen Sektoren des Arbeitsmarkts drängen.
Warum arbeiten Menschen undokumentiert, also ohne Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere oder mit unzureichenden Arbeitspapieren?
Migrations- und Beschäftigungsgesetze verwehren oder beschränken den regulären Zugang zum Arbeitsmarkt. Dadurch werden Menschen in informelle Sektoren gedrängt. Auch die häufigen Änderungen im Fremdenrecht haben Auswirkungen auf Aufenthaltsstatus bzw. Arbeitsmarktzugang und konfrontieren Migrant*innen häufig mit zusätzlichen Unsicherheiten, die regulären Arbeitsverhältnissen im Weg stehen.
Haben undokumentiert Arbeitende überhaupt Rechte?
Ja! Unabhängig davon, ob mit oder ohne Papiere: Sozialversicherungsgesetze, Arbeitsrecht und kollektivvertragliche Mindeststandards gelten für alle Arbeitnehmer*innen. Viele Betroffene kennen ihre Rechte jedoch nicht. Dies spielt Arbeitgeber*innen in die Hände. Ihre Rechte einzufordern und durchzusetzen stellt undokumentierte Kolleg*innen häufig vor eine große Herausforderung, zumal dies aufenthaltsrechtliche Risiken mit sich bringen kann. Oftmals ist es eine Frage der Strategie und des Timings. Es gilt Fragen zu klären wie:
- Wird der*die Arbeitgeber*in zum ersten Mal aufgefordert, ausstehende Löhne zu bezahlen?
- Ist der*die Arbeitgeber*in der Aufforderung nicht nachgekommen, und steht nun der Gang vor das Arbeits- und Sozialgericht an?
- Wann steht die nächste Verlängerung der Aufenthaltspapiere der*des undokumentiert arbeitenden Kolleg*in an? Muss eine Zweckänderung beantragt werden?
- Entsteht ein aufenthaltsrechtliches Risiko, wenn Ansprüche eingeklagt werden?
- Sind weitere Kolleg*innen betroffen?
Warum ist es wichtig, undokumentiert Arbeitende zu unterstützen?
Die soziale und rechtliche Diskriminierung undokumentiert Arbeitender macht diese erpressbar und überausbeutbar. Arbeitgeber*innen unterlaufen damit sozial- und kollektivvertragliche Standards, was letztlich eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und eine Schwächung der Position aller Beschäftigten bedeutet.
Mit dem Lohn- und Sozialdumpingbekämpfungs-Gesetz existiert in Österreich zwar ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung betrügerischer Praktiken am Arbeitsmarkt. Ergänzend dazu ist jedoch die direkte Unterstützung der von Arbeitsausbeutung Betroffenen notwendig.