Die UNDOK-Anlaufstelle gefährdet
Noch keine Zusage für eine Weiterförderung der Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender seitens des Sozialministeriums. Es droht die Schließung. GewerkschafterInnen wie Rainer Wimmer (PRO-GE) und Dwora Stein (GPA-djp) stellen sich dagegen.
Die UNDOK-Anlaufstelle setzt sich seit 2014 für die Rechte von undokumentiert arbeitenden Menschen in Österreich ein. Durch vielfältige Angebote versucht sie, die Arbeits- und Lebensbedingungen von ArbeitnehmerInnen ohne bzw. mit unsicherem Aufenthalt oder eingeschränktem Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern. Zu besagten Angeboten zählen vor allem kostenlose und mehrsprachige Beratung, Workshops für von Arbeitsausbeutung Betroffene wie für MultiplikatorInnen sowie politische Interessenvertretung.
So nahmen seit der Eröffnung mehr als 550 Betroffene die Beratung in Anspruch, in vielen Fällen konnten Rechtsansprüche geltend gemacht werden. Ebenso haben mehr als 1500 Menschen die Workshop-Angebote der UNDOK-Anlaufstelle in Anspruch genommen.
Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), betont vor diesem Hintergrund die Bedeutung von UNDOK für die gewerkschaftliche Arbeit in Österreich:
„Wir haben in der Beratungspraxis gesehen: Gerade KollegInnen ohne Papiere sind sehr schnell ausbeutbar. Sie arbeiten unter besonders unwürdigen und gefährlichen Bedingungen, ihnen werden ihre Löhne vorenthalten, sie müssen ohne Bezahlung bis zu zwölf Stunden arbeiten und nicht selten sind sie mit Gewalt konfrontiert. Diese Missstände zu bekämpfen und den betroffenen KollegInnen zu helfen – genau dafür ist UNDOK da, und für uns als Gewerkschaft ist es wichtig, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen.“
Gefördert wird die Anlaufstelle zum größten Teil aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und KonsumentInnenschutz (BMASGK), daneben beteiligen sich an der Finanzierung auch die Arbeiterkammer Wien, die Gewerkschaft Bau Holz (GBH), die Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), die Gewerkschaft vida und die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp).
Förderperiode endet Ende Mai 2018, noch kein Bescheid aus dem Sozialministerium
Die Förderung des BMASGK ist jährlich befristet, die diesjährige Förderperiode endet mit Ende Mai 2018. Trotz dieser nahenden Frist erhielt der UNDOK – Verband zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender, die Trägerorganisation der Anlaufstelle, bisher keinen Bescheid über die Weiterfinanzierung.
Daher ist zu befürchten, dass seitens des Ministeriums geplant ist, die Förderung nicht weiterzuführen und mit Ende Mai auslaufen zu lassen.
Das hätte schwerwiegende Konsequenzen für die UNDOK-Anlaufstelle – und somit für die Lage nicht nur von undokumentiert Arbeitenden, sondern von allen ArbeitnehmerInnen in Österreich. Bereits jetzt wurden aufgrund der unsicheren finanziellen Lage die Öffnungszeiten eingeschränkt. Eine allfällige Streichung der Förderung würde zur Kündigung der derzeit fünf Teilzeitangestellten sowie zur Schließung der Anlaufstelle führen.
Die Schließung der UNDOK-Anlaufstelle hätte negative Konsequenzen für alle ArbeitnehmerInnen in Österreich
Die Schließung der UNDOK-Anlaufstelle würde zum einen das Ende einer in Österreich einzigartigen und auch international vorbildlichen Beratungsstelle bedeuten. Damit verbunden wäre der Wegfall von Unterstützungsmaßnahmen für jene ArbeitnehmerInnen, die am stärksten von Arbeitsausbeutung betroffen sind.
Zum anderen hätte eine solche politische Maßnahme weitreichende Folgen für den gesamten österreichischen Arbeitsmarkt. Denn die soziale und rechtliche Diskriminierung undokumentiert Arbeitender hat negative Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft:
ArbeitgeberInnen wird es dadurch erleichtert, sozial- und kollektivvertragliche Standards zu unterlaufen. Dies wiederum bedeutet letztlich eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen aller Beschäftigten. Die Stärkung der Rechte undokumentiert Arbeitender ist somit essentiell, um der Negativspirale durch Lohn- und Sozialdumping entgegenzuwirken und kommt allen ArbeitnehmerInnen zugute.
Dies betont auch Dwora Stein, Bundesgeschäftsführerin der GPA-djp: „Wenn undokumentiert arbeitende Menschen um ihren Lohn und ihre Rechte betrogen werden, dann ist es unsere menschliche Pflicht ihnen zu helfen und beizustehen. Es gibt auch ein gesellschaftliches Interesse, diese Form der Ausbeutung zu unterbinden. Lohn- und Sozialdumping schadet allen arbeitenden Menschen und führt somit letztlich zu einer Schwächung der Position aller ArbeitnehmerInnen.“
Weil Menschlichkeit und Solidarität mit prekär arbeitenden Menschn jeden Alters, jeglicher Herkunft, jeden Geschlechtes, jeder Religion wichtiger denn je sind. Wider den Ungeist der sozialen Ausgrenzung und Stigmatisierung!
Susanne A. M. Schwarz